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Schon das antike Athen verfügte mehrere hundert Jahre vor Beginn unserer Zeitrechnung über ein umfangreiches Kanalisationssystem, Frischwasserzufuhr, öffentliche Bäder und Toiletten.
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Doch als die Pest im Jahre 430 vor Christus die Stadt erreichte, konnten die Bewohner trotz der für damalige Verhältnisse hohen Hygienestandards nicht gerettet werden. Jeder Dritte der 200.000 Einwohner starb am "Schwarzen Tod". Der Grund: Die Übertragungswege und die Auslöser verheerender Seuchen waren noch unbekannt.
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Zur Zeit Kaiser Konstantins (um 275 bis 337 nach Christus) gab es im alten Rom etwa 900 öffentliche Bäder. Sie dienten nicht nur der Körperhygiene, sondern auch orthopädischen Zwecken.
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Baden war Notwendigkeit, aber auch Freizeitvergnügen: In den berühmten Kaiserthermen gab es Schönheitssalons und Tänzerinnen, die zur Unterhaltung beitrugen. Die Römer verbreiteten ihre Badekultur in Europa und Nordafrika.
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Mit dem Untergang des Römischen Reichs ging dieses Gut im 5. Jahrhundert verloren. Die Ruinen berühmter Thermen, etwa in Trier, erinnern heute noch daran.
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Um das 12. Jahrhundert wurde das Baden wieder populär. Kreuzritter brachten aus dem Orient Berichte prachtvoller Badehäuser mit. Doch mit der religiösen Prüderie der Zeit waren die öffentlichen Anstalten bald nicht mehr zu vereinbaren.
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Mitte des 14. Jahrhunderts erreichte die erste große Pestwelle Europa. In den stinkenden Städten des Mittelalters mangelte es an Hygienemaßnahmen, die Menschen wateten durch ihren eigenen Kot. Das waren gute Bedingungen für die Verbreitung der Seuche. Die Menschen hielten unter anderem Miasmen, giftige Ausdünstungen des Erdbodens, für die Ursache der Pest und glaubten, dass sie sich über den Geruchssinn übertrug. Deshalb versuchten sie auch der Krankheit mit Parfüm vorzubeugen.
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Mitunter ging es in den Anstalten so lustvoll zu, dass auch das Baden selbst als unanständig und sündhaft galt. Die wahrscheinlich aus Amerika im 15. Jahrhundert eingeschleppte Syphilis tat ein Übriges.
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Die Ansteckung mit Infektionskrankheiten in Krankenhäusern ist so alt wie die Einrichtung selbst. Zwar isolierte man in Würzburg schon Ende des 16. Jahrhunderts ansteckende Kranke auf eigenen Stationen von den anderen Patienten. Doch Quarantäne-Stationen waren noch lange nicht Standard.
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Mit dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) und dem Ausbruch der Pestepidemien zu Beginn des 17. Jahrhunderts war es mit der öffentlichen Hygiene vorbei. Massenhaft wurden Bäder geschlossen – man fürchtete, sich in ihnen mit der tödlichen Seuche anzustecken.
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Das Baden war in Verruf geraten. Statt sich zu waschen, puderte, schminkte und parfümierte man sich im Barock und Rokoko lieber. "Kratzen statt waschen", hieß die Devise. Erst im späten 18. Jahrhundert gab es wieder zaghafte Versuche, öffentliche Badeanstalten zu etablieren. Außerdem wurden heilbare von unheilbaren Kranken getrennt. Oft wurden sogar nur noch heilbare Patienten aufgenommen. Doch auch die augenscheinlich Heilbaren verstarben oft in den Kliniken, weil sich ihre Wunden infizierten.
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Im 19. Jahrhundert setzte sich schließlich die Erkenntnis durch, dass Baden und allgemeine Hygiene Krankheiten vorbeugen kann. Da es in den wenigsten privaten Haushalten Badezimmer gab, konnte man gegen Gebühr in den neu eröffneten Anstalten in die Wanne steigen.
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Durch mangelnde Hygiene, ungewaschene Instrumente und verschmutztes Verbandsmaterial konnten sich Keime ungehemmt verbreiteten. Besonders besorgniserregend war die Müttersterblichkeit, die bis Mitte des 19. Jahrhunderts in Europa ihren Höhepunkt erreichte.
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Anfang des 20. Jahrhunderts, ist es eine weitere ansteckende Krankheit, die Europa verunsichert: die Tuberkulose. Zwischen 1900 und 1940 sterben weltweit mehr Menschen an der Atemwegserkrankung als an allen anderen Infektionskrankheiten.
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Eine andere Infektionskrankheit ist zur Geißel der modernen Menschheit geworden. Über die Immunschwächekrankheit Aids wurde 1981 erstmals berichtet. An der damals noch unbekannten Krankheit starben vor allem Homosexuelle, Prostituierte und Drogensüchtige. 1983 konnte ein Virus als Krankheitserreger nachgewiesen werden, der HI-Virus.
Als einzig sicherer Schutz gegen Aids gelten nach wie vor "Safer Sex" mit Kondomen, sterile Nadeln bei Bluttransfusionen. Mit einem Wort: Hygiene. -
Am 31. Dezember 2019 wurde der Ausbruch einer neuen Lungenentzündung mit noch unbekannter Ursache in Wuhan in China bestätigt. Seither hat sich das Virus zu einer weltweiten Pandemie geführt.